Auch wenn Bremen kein Teil Niedersachsens ist, gehört die Stadt an der Weser mit ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Ausstrahlung weit nach Niedersachse hinein traditionell zum Interessengebiet der WIG. Allerdings ist das Bild Bremens in Niedersachsen nicht immer sehr deutlich konturiert. Dem jüngeren Wandel der Hansestadt nachzuspüren und gleichzeitig ein aktuelles Bild der Hansestadt zu gewinnen war Anliegen dieser WIG-Exkursion unter Leitung des WIG-Vorsitzenden Prof. Dr. Axel Priebs und des stellvertretenden Vorsitzenden Prof. Dr. Rainer Danielzyk.
Ausgangspunkt der Exkursion war der Vorplatz des Bremer Hauptbahnhofs, der eine pulsierende Drehscheibe des öffentlichen Nahverkehrs ist. Städtebaulich hat der Platz deutlich gewonnen durch den baulichen Lückenschluss gegenüber dem Bahnhofsgebäude. Vor diesem Hintergrund führten Axel Priebs und Rainer Danielzyk in die besondere Struktur des Zwei-Städte-Staates ein, der nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder neue Herausforderungen bewältigen musste. Weniger bekannt ist heute, dass Bremen mit den Werken der Borgward Gruppe bis zu deren Zusammenbruch (1961) einer der bedeutenden Automobilstandorte des Wirtschaftswunders war. Seit 1978 produziert Mercedes-Benz am Standort Sebaldsbrück Automobile. Das Werk ist mit rund 11.500 Beschäftigten der größte private Arbeitgeber der Region. Besonders einschneidend war die in den 1970er Jahren beginnende Werftenkrise, die Bremen ebenfalls hart traf, besonders markant waren der Zusammenbruch der Roland-Werft (1972) und des Vulkan-Verbundes (1995). Wenig bekannt ist, dass Bremen in den beiden ersten Nachkriegsjahrzehnten zu den wichtigsten Nettozahlern des Länderfinanzausgleichs gehörte. Seitdem hat sich die Notlage des Haushaltes entwickelt, die vom Bundesverfassungsgericht im Jahr 1992 anerkannt wurde. In der Folge erhielt das Land Bremen besondere Sanierungshilfen. Aktuell ist Bremen zwar weiterhin Empfängerland des Länderfinanzausgleichs, ist aber ein bedeutender Standort der Industrie (Automobile, Luft- und Raumfahrt, Spezialschiffbau) sowie von Wissenschaft, Forschung und Kultur.
Auf die aktuellen Anstrengungen der Freien Hansestadt Bremen bei Stadtentwicklung und Stadtgestaltung hing Dr. Ralph Baumheier, Staatsrat bei der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung, in seiner Begrüßung der Exkursionsgruppe vor dem großen Stadtmodell in der Baubehörde ein. Anschließend ging der Weg der Gruppe in das „Viertel“, d. h. die Ortsteile Ostertor und Steintor. Dort übernahm Prof. Dr. Sabine Baumgart vom Büro BPW Stadtplanung, die Führung durch das vielseitige und beliebte Szene-Quartier. Sie betonte besonders das Engagement der Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil für das Stadtgrün in diesem dicht bebauten Bereich. Interessant war für die Gruppe, dass neben den traditionellen „Bremer Häusern“ auch innenstadtnaher Wohnungsneubau umgesetzt wird.
Die Innenstadt selbst unterliegt aktuell einem starken Wandel. Zu den Herausforderungen gehören die Nachnutzung einer großen Kaufhaus-Immobilie, die Erhaltung der Attraktivität als Einkaufsstandort sowie die stärkere Diversifizierung der Nutzungen. Hierzu berichtete der Geschäftsführer des Projektbüros Innenstadt Bremen GmbH, Carl Zillich, in seiner Präsentation. Das Projektbüro agiert als intermediärer Akteur und hat das Ziel, mit seinem Netzwerk die Zukunftsfähigkeit des Centrums zu sichern. Dem Vortrag schloss sich ein Rundgang durch die Innenstadt an.
Nächstes Ziel war dein Teil der alten stadtbremischen Hafenreviere. Seit den 1990er Jahren wird dieses Gebiet, dessen Hafenfunktionen weitgehend nach Bremerhaven abgewandert sind, zu einem modernen Stadtteil umstrukturiert. Eine der ersten Maßnahmen der Öffnung der Hafenreviere zur Stadt war die Verlegung der Straßenbahnlinie 3 in dieses Gebiet. Dadurch konnte die Exkursionsgruppe in wenigen Minuten die „Überseeinsel“ mit dem ehemaligen Kellogg’s-Gelände erreichen. Hier erläuterte Susanne Endrulat, Projektplanerin bei der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung), über die aktuellen Entwicklungen. Besonders eindrucksvoll war die Umwandlung des ehemaligen Kellogs-Silogebäudes zum Hotel unter weitgehender Nutzung der alten Bausubstanz.
Letztes Ziel des Tages war das Tabakquartier, eine großflächige Industriebrache, die in den letzten Jahren zu einem gemischten Quartier mit Büros, Wohnungen und einem breiten Freizeit- und Kulturangebot entwickelt wurde. Hier wurde die Gruppe durch Nicole Braun vom Büro BPW Stadtplanung, das die Bauleitplanung in diesem Gebiet erarbeitet hat, informiert und geführt.
Die WIG dankt allen Kolleginnen und Kollegen, die uns bei der Durchführung der Exkursion unterstützt hat. Die Gruppe hat vielfältige Eindrücke von einer Stadt im lebendigen und vielfältigen Aufbruch von Bremen mit nach Niedersachsen genommen.
03.12.2024 von 17.30 – 20.30 Uhr
In einem dreistündigen Workshop wollen wir gemeinsam mit Wirtschaftsminister Olaf Lies über die innovationspolitischen Strategien des Landes Niedersachsen sprechen. Dabei geht es sowohl um die innovatorischen Potenziale des Landes und die bisherige innovationspolitische Praxis als auch um neue Ansätze der Innovationspolitik. Wie können z.B. die ökonomischen Potenziale der erneuerbaren Energien (einschließlich Wasserstoff) genutzt werden, um Niedersachsens Wirtschaft auch innovatorisch voranzubringen? In diesem Zusammenhang sollen unterschiedliche Strategien der Innovationspolitik vorgestellt und bewertet werden.
Statements u.a. von Minister Olaf Lies, Prof. Dr. Dirk Fornahl, Prof. Dr. Uwe Canter.
Moderation: Dr. Arno Brandt
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Anmeldungen bitte per E-Mail an: strahlmann@niedersaechsischer-heimatbund.de.
Nach Anmeldung erhalten Sie rechtzeitig die Unterlagen zum Workshop.
am Freitag, dem 30.8.2024
Leitung: Prof. Dr. Rainer Danielzyk (Universität Hannover, stv. Vorsitzender der WIG) und Prof. Dr. Axel Priebs (Universität Kiel, Vorsitzender der WIG)
Beginn: 30.8.2024, 10:00 Uhr, Bremen Hauptbahnhof, vor dem stadtseitigen Ausgang, Ende ca. 17.30 mit anschl. Informellem Ausklang im Bürgerpark
Kostenbeitrag (einschl. ÖPNV-Tagesticket): 15 Euro (WIG-Mitglieder 7 Euro), ohne Verpflegung
Bremen als eine der wichtigsten norddeutschen Metropolen hat sich in den vergangenen Jahren – auch vor dem Hintergrund einer dauerhaft schwierigen Haushaltslage und sozialstruktureller Herausforderungen – auf vielen Feldern der Stadtentwicklung neu positioniert. Alte industrielle Flächen werden neu genutzt, vorhandene Stadtteile und Wohnquartiere ändern ihren Charakter.
Vorgesehen sind Begehungen der City, des Tabakquartiers in Bremen-Woltmershausen, der Überseestadt und der Bremer Neustadt. Vor Ort stehen neben den Exkursionsleitern weitere kompetente Ansprechpersonen bereit. Die Strecken werden mit dem ÖPNV zurückgelegt.
Eine Mittagspause an einem Ort, an dem unterschiedliche Speisewünsche erfüllt werden können, wird eingeplant. Am Ende besteht die Möglichkeit, die Exkursion informell in einer Gaststätte im Bürgerpark, einem Ergebnis jahrhundertelangen zivilgesellschaftlichen Engagements, ausklingen zu lassen.
Unter dem Titel „Frischer Wind in der Energiewende“ fand am 20./21. März 2023 eine Tagung in der Evangelischen Akademie Loccum unter reger Beteiligung von Akteuren der niedersächsischen Wirtschafts- und Umweltpolitik sowie der Regional- und Landesplanung statt. Ziel dieser Tagung, zu der die Wissenschaftliche Gesellschaft zum Studium Niedersachsens (WIG) und die Evangelische Akademie Loccum gemeinsam eingeladen hatten, war es, die Chancen und Risiken des Ausbaus der erneuerbaren Energien für den Norden auszuloten und die Voraussetzungen für effektivere bzw. beschleunigte Planungsverfahren zu eruieren. Wesentliche Beiträge dieser Tagung sind in Heft 2/2023 der Zeitschrift Neues Archiv für Niedersachsen dokumentiert.